Veranstaltungsbericht

MSC @ COP29

Unter dem Motto „Code Green: Stepping Up Joint Climate Action“ richtete die Münchner Sicherheitskonferenz am Rande von COP29 in Baku, Aserbaidschan, am 12. November 2024 vier Veranstaltungen aus. Hochrangige Entscheidungsträger:innen und führende Expert:innen diskutierten über verschiedene Aspekte von Klimasicherheit, mit einem Fokus auf Klimafinanzierung, Energie- und Klimapartnerschaften sowie Ernährungssicherheit.

Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) war Gastgeber von vier Veranstaltungen am Rande der UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku, Aserbaidschan. Anknüpfend an ihre Diskussionsrunden bei den vergangenen drei Klimagipfeln in Glasgow, Sharm El-Sheikh und Dubai, brachte die MSC Teilnehmer:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie aus Ländern des Globalen Nordens und Südens am zweiten Tag der Konferenz, dem 12. November 2024, zusammen. Die Diskussionen, welche durch die diversen, sektorübergreifenden Perspektiven der Teilnehmenden bereichert wurden, verdeutlichten die vielfältigen Dimensionen von Klimasicherheit. Darüber hinaus skizzierten sie Wege hin zu stärkerer internationalen Klimakooperation in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen.

Planetary Wealth: The Nexus between Climate and Food Security

Der Veranstaltungstag der MSC auf der COP29 begann und endete mit lebhaften Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Klima und Ernährungssicherheit. Die Frühstücksrunde, die Teil der Veranstaltungen der MSC-Taskforce für Ernährungssicherheit war, konzentrierte sich auf mögliche Maßnahmen zur Linderung von Ernährungsunsicherheit und den Aufbau klimaresistenter Ernährungssysteme. Angesichts der Tatsache, dass bis zum Jahr 2050 jährlich mehr als 500 Milliarden US-Dollar benötigt werden, um die globalen Ernährungssysteme zu transformieren und zu stabilisieren, betonten die Redner:innen die dringende Notwendigkeit von sowohl mehr öffentlichen als auch privaten Investitionen. Neben der Erhöhung der finanziellen Mittel forderten die Diskutant:innen einen effizienteren Einsatz der bereits vorhandenen Gelder und wiesen auf die große Bedeutung von Technologietransfer und Wissensaustausch hin. Eine Kontroverse entbrannte in Bezug auf die Frage von „Ernährungssouveränität“ gegenüber der Rolle von Handel zur Förderung von Ernährungsresilienz. Während ein:e Redner:in die Bedeutung der nationalen Nahrungsmittelproduktion hervorhob, forderten andere eine Vertiefung und Diversifizierung der Handelsbeziehungen, insbesondere angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse, die die Nahrungsmittelproduktion und die Ernteerträge bedrohen.

Während eines Abendempfangs, welcher gemeinsam mit Community Jamel and der Consultative Group for International Agricultural Research (CGIAR) veranstaltet wurde, tauschten sich die Teilnehmer:innen über die Rolle von Technologie bei der Förderung von Ernährungssicherheit aus. Zwar gab es einen allgemeinen Konsens hinsichtlich des großen Potenzials technologischer Innovationen, doch wurde aus den Beiträgen auch deutlich, dass neue Technologien allein nicht die Lösung darstellen werden. Vielmehr müssen innovative Technologien mit lokalem und indigenem Wissen gekoppelt werden. Wie bereits bei der Frühstücksdiskussion fügten die Redner:innen hinzu, dass sowohl ein besserer Zugang zu bestehenden Technologien als auch zu höheren finanziellen Mitteln Teil der Antwort sein müssen.

Into the Flow: Boosting Climate Finance

Das Thema Finanzierung war Kern der Lunch Discussion, die die MSC gemeinsam mit Ernst & Young (EY) und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PiK) ausgerichtete. Die Veranstaltung konzentrierte sich auf Maßnahmen zur Finanzierung von Klimaschutz und -anpassung und ergänzte damit die zentralen Debatten auf dem diesjährigen Klimagipfel, der vielfach als „Finance COP“ tituliert wurde. Ausgangspunkt der Diskussion war die eklatante Lücke in der Klimafinanzierung, wobei die Redner:innen sowohl auf den Mangel an Ressourcen als auch auf die ungleiche Verteilung der Finanzströme hinwiesen. Obwohl der afrikanische Kontinent über die besten erneuerbaren Ressourcen der Welt verfügt, erhält er beispielsweise lediglich zwei Prozent der globalen Klimafinanzierung. Um privates Kapital zu mobilisieren und Befürchtungen hinsichtlich Investitionsrisiken zu mildern, forderten die Diskutant:innen, neue Finanzierungsinstrumente, einschließlich „Blended Finance“, weiterzuentwickeln. Darüber hinaus verwiesen die Teilnehmer:innen auf drei weitere Elemente zur Erhöhung der globalen Klimafinanzierung: verbesserte Marktsignale durch Instrumente wie CO2-Bepreisung oder Emissionshandelssysteme, Reformen der internationalen Finanzinstitutionen sowie zusätzliche Finanzierungsquellen, zum Beispiel durch die Weiterleitung eines Anteils der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an einkommensschwache Länder. 

Die Teilnehmer:innen vertraten jedoch auch die Ansicht, dass mehr Geld allein nicht die Antwort ist, sondern dass Quantität mit „mehr Qualität“ verbunden werden muss. Neben der Effizienzsteigerung der vorhandenen Mittel, u. a. durch eine bessere Abstimmung der „schwindelerregenden Vielfalt“ bi- und multilateraler Fonds, forderten die Redner:innen, den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern, insbesondere für einkommensschwache und fragile Länder.

Stronger Together: Advancing Climate and Energy Partnerships

Beim traditionellen Climate Reflection Dinner der MSC diskutierten die Teilnehmer:innen über bi- und multilaterale Klima- und Energiepartnerschaften. Angesichts der sich verschärfenden geopolitischen Spannungen und des zunehmenden Gegenwinds für globale Klimakooperation herrschte großer Konsens darüber, dass neue Partnerschaftsmodelle entwickelt und bestehende weitere verbessert werden müssen. Denn, wie ein:e Redner:in resümierte, „ohne Partnerschaften kommen wir nicht weiter“. In diesem Zusammenhang wurde wiederholt auf zwei Aspekte eingegangen. Erstens betonten die Teilnehmer:innen, dass Klimazusammenarbeit mit einer Agenda für grünes Wachstum und der Unterstützung von einkommensschwachen Ländern bei der Entwicklung von lokalen Wertschöpfungsketten verknüpft werden muss. Zweitens unterstrichen die Diskutant:innen, wie wichtig die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft sowie subnationalen Akteuren ist.

Die MSC wird auch weiterhin eine wichtige Plattform für Debatten über Klimasicherheit und mögliche Ansatzpunkte zur Zusammenarbeit über geopolitische und sektorale Grenzen hinweg bieten, unter anderem im Rahmen des Munich Leaders Meeting in Brasilien nächste Woche und der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2025.

Über das Sustainability-Programm

Die Veranstaltungen bei den Klimagipfeln sind Teil des Sustainability-Programms der Münchner Sicherheitskonferenz. Im Rahmen des Programms organisiert die MSC regelmäßig hochrangige Veranstaltungen, um die Debatte an den Schnittpunkten von Governance, Umwelt, Sicherheit und Wohlstand voranzutreiben. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Sicherheitsdimensionen des Klimawandels und einer sich rasch wandelnden geopolitischen Ordnung.