Veranstaltungsbericht

Münchner Sicherheitskonferenz veranstaltet Podiumsdiskussion zur Energiesicherheit auf der Digital Life Design Konferenz

Am 21. Mai veranstaltete die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) im Rahmen der Digital Life Design (DLD) Konferenz in München eine Podiumsdiskussion, bei der vier Munich Young Leaders über die Energieabhängigkeit Europas von Russland und die damit verbundenen geopolitischen Folgen diskutierten.

Vier Munich Young Leaders diskutierten am 21. Mai 2022 auf Einladung der MSC im Rahmen der diesjährigen DLD-Konferenz über die Energieabhängigkeit Europas von Russland. Auf dem Podium diskutierten Zanda Kalniņa-Lukaševica, Parlamentarische Staatssekretärin im lettischen Außenministerium, Sven Mikser, Mitglied des Europäischen Parlaments aus Estland, und Oleksiy Ryabchyn, Berater des Vorstandsvorsitzenden von Naftogaz Ukraine und Energieberater des stellvertretenden Premierministers der Ukraine. Moderiert wurde die Diskussion von Cathryn Clüver Ashbrook, Non-Resident Fellow am Global Public Policy Institute in Berlin.

Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich einig, dass Europa angesichts des russischen Krieges in der Ukraine so schnell wie möglich unabhängig von russischer Energie werden muss. Obwohl alle Sprecherinnen und Sprecher einräumten, dass dies mit Herausforderungen für Europa verbunden ist, sahen sie dies nicht als Grund, dieses Ziel nicht zu verfolgen. Mit den Worten von Sven Mikser, der über den Rückbau der Energiebeziehungen zu Russland sprach: „Möglich und schmerzlos sind keine Synonyme. Es ist schmerzhaft, aber es ist möglich und notwendig.“ Zanda Kalnina-Lukaševica fügte hinzu, dass diese Entscheidung für die EU ein „No-Brainer“ sein sollte, sowohl in Bezug auf ihre Werte als auch auf die Wirtschaft, wenn man die immensen Kosten bedenkt, die der Krieg in der Ukraine verursacht. Aus ukrainischer Sicht brachte Oleksiy Ryabchyn seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die EU in Hinblick auf ihre Energieabhängigkeit von Russland zukünftig entschlossener handeln wird als in der Vergangenheit: „Ich habe ein Jahrzehnt lang gegen Nord Stream 2 gekämpft. Ich hoffe, dass die Ukraine nicht ein weiteres Jahrzehnt damit verbringen wird, Europa davon zu überzeugen, Sanktionen und ein Embargo zu verhängen, um die Finanzierung dieser Kriegsmaschine zu stoppen.“

Kalnina-Lukaševica gab einen Überblick über die Strategie, die die Europäische Kommission verfolgt, um ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen rasch zu verringern. Diese Strategie besteht aus vier Hauptkomponenten: Erstens zielt sie darauf ab, alternative Quellen für fossile Brennstoffe zu finden, um russisches Gas zu ersetzen. Ein Beispiel hierfür ist Flüssigerdgas (LNG). Damit verbunden ist der zweite Punkt, nämlich der Aufbau der notwendigen Energieinfrastruktur. Hierzu zählen etwa LNG-Terminals und elektrische Verbindungsleitungen. Diese können helfen, die von diesen neuen Quellen gelieferte Energie zu transportieren und alle EU-Mitgliedstaaten in einem gemeinsamen Energienetz zu verbinden. Der dritte Teil ist die Umstellung der EU von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen, und der vierte Teil ist die Reduzierung des Energieverbrauchs innerhalb der EU. Zanda Kalnina-Lukaševica warnte ferner: man müsse bedenken, dass die Entscheidung, die Energielieferungen aus Russland an die EU zu kürzen, nicht nur von der EU, sondern auch von Russland getroffen werden könne. Dies zeige das Beispiel Finnlands. Auf diesen Fall sollte sich die EU laut Kalnina-Lukaševica vorbereiten.

Obwohl sich die Diskussion hauptsächlich auf die Energiekrise fokussierte, die durch Russlands Angriff auf die Ukraine ausgelöst wurde, gab es auch Anlass zu Optimismus. Ryabchyn erläuterte seine Befürchtung, dass die EU Mittel aus dem Europäischen Green Deal abzweigen würde, um den steigenden Erdgaspreisen zu begegnen. Er sei jedoch erleichtert, dass der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise die EU nur noch mehr motiviert hätten, auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Er wies auch darauf hin, dass die massiven Wiederaufbaumaßnahmen, die in der Ukraine nach dem Krieg durchgeführt werden müssen, zwar sehr kostspielig sind, aber auch Chancen für grüne Innovationen bieten. Die Podiumsdiskussion endete mit einer offenen Fragerunde mit den Zuhörerinnen und Zuhörern.

Sehen Sie sich die Aufzeichnung der kompletten Veranstaltung an: