Virtual Roundtable on Health Security
Veranstaltungsbericht

MSC richtet digitalen Roundtable zu Gesundheitssicherheit aus

Die Münchner Sicherheitskonferenz brachte wichtige EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen zu einer virtuellen Diskussion über Covid-19 und globale Gesundheitskooperation zusammen.

Am 25. März veranstaltete die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) einen virtuellen Roundtable zu globaler Gesundheitskooperation mit dem Titel "A Fair Share: Leveling up Vaccine Cooperation". Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der MSC, hat die Veranstaltung eröffnet und in die aktuelle Road-to-Munich-Kampagne eingeordnet. Daraufhin gab John Nkengasong, Sondergesandter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Covid-19 Preparedness and Response und Direktor der Africa Centers for Disease Control and Prevention in Addis Abeba, ein Input-Statement. Es folgte eine Diskussion zwischen hochrangigen VertreterInnen aus Regierung, Wirtschaft, internationalen Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und der Think-Tank-Gemeinschaft, in der die Teilnehmenden eine Bestandsaufnahme der aktuellen Bemühungen um eine globale Impfstoffkooperation vornahmen und untersuchten, wie bestehende Hindernisse beseitigt werden können, wobei die Rolle der transatlantischen Partner besonders im Fokus stand.

Wenn man mit einem Virus konfrontiert ist, das sich innerhalb eines Jahres über die ganze Welt ausgebreitet und 2,7 Millionen Menschen getötet hat, erkennt man, dass der Blick nach innen das Problem nicht lösen wird. Wir müssen versuchen, die Dinge zu tun, auf die wir uns zu Beginn der Pandemie geeinigt haben, einschließlich der Bereitstellung eines gerechten Zugangs zu Impfstoffen.

John NkengasongSondergesandter der WHO für Covid-19 Preparedness and Response und Direktor der Africa Centers for Disease Control and Prevention

Ein Jahr, nachdem die Covid-19-Krise zur Pandemie erklärt wurde, kommen Impfstoffen nun in vielen Ländern zum Einsatz. Die faire und gerechte Verteilung von Impfstoffen bleibt allerdings eine Herausforderung. Während der Diskussion wiesen die Teilnehmenden darauf hin, dass seit Beginn der Pandemie viele Solidaritätsbekundungen abgegeben wurden. Die finanziellen Möglichkeiten eines Landes sollten nicht darüber entscheiden, ob es seine BürgerInnen vor Covid-19 schützen kann, und Impfungen sollten als globale öffentliche Güter behandelt werden. Doch die Taten entsprächen oft nicht diesem Anspruch, da der Zugang zu Impfstoffen sowohl quantitativ als auch geografisch stark eingeschränkt sei.

Simultane Verteilung von Impfstoffen durch multilaterale Mechanismen

Die Teilnehmenden betonten, dass Regierungen grundsätzlich für den Schutz ihrer eigenen Bürger verantwortlich seien. Oft sei es für PolitikerInnen daher schwierig, ihrer Bevölkerung die Notwendigkeit einer globalen Verteilung von Impfstoffdosen zu vermitteln, bevor ihre eigenen BürgerInnen vollständig geimpft sind. Gleichzeitig zeigte die Diskussion, dass nationale und globale Bedürfnisse abgewogen werden müssen. Besonders wenn man die Gefahren von Mutationen berücksichtigt, seien eine simultane statt eine aufeinanderfolgende Impfstoffverteilung sowie die Beschleunigung der Impfstoffentwicklung und -produktion entscheidend für die Bewältigung der aktuellen und auch zukünftiger Pandemien.

Die Teilnehmenden betonten, dass der ACT-Accelerator den wichtigsten multilateralen Mechanismus darstellt, um das versprochene Ziel globaler Solidarität zu verwirklichen. Er umfasst das COVAX-Programm – gemeinsam geleitet von Gavi, CEPI und der WHO – das bereits über 32 Millionen Covid-19-Impfstoffe an 60 Länder geliefert hat. In der Diskussionsrunde war man sich einig, dass diese beeindruckende Governance-Struktur den Weg in die richtige Richtung ebnet.  Allerdings bestehe nach wie vor eine erhebliche Finanzierungslücke und die Impfdosen für das Programm seien begrenzt.

Zwar wurde die Bereitstellung von Impfdosen durch bilaterale Abkommen als weiteres Instrument zur Erhöhung der Impfraten genannt, doch dies sei "nur die zweitbeste Option", argumentierte eine Teilnehmende ausdrückte. Die vielversprechendste Option für eine gerechte Verteilung bleibe die weitere Stärkung von COVAX und eine gemeinsame Vorausplanung, auch hinsichtlich der Verwendung überschüssiger Dosen aus den G7 und anderen Ländern. Darüber hinaus wurde betont, dass Impfdiplomatie nicht nur als geopolitisches Instrument definiert werden sollte, sondern vielmehr als das Bemühen, rechtzeitig ausreichend Impfstoffdosen für Entwicklungsländer zu sichern.

Über Gesundheitssicherheit

Die MSC hat sich bereits frühzeitig mit der Gefahr auseinandergesetzt, dass sich Herausforderungen in lokalen Gesundheitssystemen zu globalen Krisen entwickeln können. Um Maßnahmen auf internationaler Ebene zu fördern, wurde gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bill & Melinda Gates Foundation, dem Wellcome Trust, Johnson & Johnson, Merck und anderen der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsbehörden, NGOs, sicherheitspolitischen Expertinnen und Experten, dem Privatsektor und weiteren Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern vorangetrieben. Im Rahmen ihrer Human Security Series hat die MSC seit 2016 regelmäßig Veranstaltungen und Konferenzen zu Gesundheitsthemen organisiert. Darüber hinaus ist Health Security auch ein integraler Bestandteil der jährlichen Konferenz in München und der MSC Core Group Meetings. Zusätzlich hat die MSC eine Sonderausgabe des Munich Security Report unter dem Titel „Polypandemie“ veröffentlicht, der sich ausschließlich mit den Folgen der Covid-19 Pandemie auf Entwicklung und Sicherheit beschäftigt.

Über die "Road to Munich"

Der Roundtable zu Gesundheitssicherheit ist Teil der "Road to Munich". Etappen auf diesem Weg sind hochrangige virtuelle Veranstaltungen zu zentralen Aspekten der transatlantischen Partnerschaft sowie interaktive Workshops zur Vorbereitung der 57. Münchner Sicherheitskonferenz, die derzeit für den Februar 2022 geplant ist.