

Münchner Sicherheitskonferenz stellt neuen Report zur Covid-19-Pandemie vor
Unter dem Titel „Polypandemie“ hat die Münchner Sicherheitskonferenz am 19. November 2020 eine Sonderausgabe des Munich Security Report vorgestellt. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eröffnete die virtuelle Veranstaltung.
In nur wenigen Monaten ist aus der Coronavirus-Pandemie eine Polypandemie geworden – eine globale und vielschichtige Krise, in der sich die gesundheitlichen Konsequenzen der Pandemie mit zahlreichen Folgepandemien kombinieren, darunter den Pandemien der Armut und des Hungers, aber auch des Nationalismus und des Autoritarismus. Indem sie sich wechselseitig verstärken, haben diese Pandemien das Potenzial, jahrelange Entwicklungsfortschritte zunichte zu machen, staatliche Fragilität weiter zu befördern und sogar zum Brandbeschleuniger für gewaltsame Konflikte zu werden. Die Sonderausgabe des Munich Security Reports „Polypandemie“ liefert Denkanstöße dazu, wie die internationale Gemeinschaft den disruptiven Auswirkungen von Covid-19 in den verwundbarsten Regionen der Welt entgegengetreten und die Krisenresilienz dieser Staaten langfristig stärken kann.
Am 19. November hat die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) „Polypandemie“ – die Sonderausgabe des Munich Security Report zu Entwicklung, Fragilität und Konflikt in der Covid-19-Ära – im Rahmen einer virtuellen Launchveranstaltung einem Fachpublikum präsentiert. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eröffnete die Veranstaltung und sprach anschließend im Rahmen einer Paneldiskussion gemeinsam mit drei Mitgliedern des deutschen Bundestags – Agnieszka Brugger, Gyde Jensen und Siemtje Möller – über die Erkenntnisse aus dem MSC-Report. Moderiert wurde die Diskussion von Julia Steets, Direktorin des Global Public Policy Institute.
Für die Krisenresilienz von morgen brauchen wir heute schon stärkere Investitionen in Entwicklung, humanitäre Hilfe und Friedensförderung.Gerd Müller•Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Das Coronavirus „konfrontiert die Welt nicht nur mit einer Pandemie, sondern mit einer Vielzahl von Pandemien“ warnte Sophie Eisentraut, Senior Researcher bei der MSC, während sie den Report bei der Veranstaltung vorstellte. In ohnehin vulnerablen Regionen und Ländern drohten die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie besonders gravierend zu sein. Dieser Umstand finde bisher in wohlhabenden westlichen Ländern noch beunruhigend wenig Beachtung. Der MSC-Report solle eine Debatte darüber anstoßen, wie es gelingen kann, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen besser vor den Pandemiefolgen zu schützen und weltweit Krisenresilienz zu erhöhen.
Bundesminister Müller mahnte diesbezüglich, dass Deutschland und die EU auf die Herausforderung der Polypandemie ganzheitlich reagieren müssten, denn Frieden, Sicherheit und Entwicklung bedingten einander. Wenn die Pandemie nun zu Entwicklungsrückschritten in Afrika führe, wirke sich das mittel- und unmittelbar auch auf die Sicherheitslage auf dem Kontinent aus. Er zeigte sich daher besorgt, dass die Europäische Union zukünftig nicht mehr, sondern weniger Gelder für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stellen wolle.
Es ist […] ein Gebot des Herzens zu handeln in einer globalen Pandemie […] aber es ist auch eine Stimme der Vernunft, die uns dazu anhält.Agnieszka Brugger•Mitglied des Deutschen Bundestags
In der Diskussionsrunde unterstützen die Panelistinnen die Forderung nach einem ganzheitlichen Ansatz bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie und ihrer Folgen. Gyde Jensen plädierte in diesem Zusammenhang dafür, auf der europäischen Ebene qualifizierte Mehrheitsentscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik einzuführen, um die Handlungsfähigkeit Europas zu erhöhen. Siemtje Möller pflichtete dem bei und betonte darüber hinaus, dass sich Deutschland und Europa dafür einsetzen sollten, internationale Organisationen und Regelwerke wieder zu stärken, die während der Pandemie noch stärker als ohnehin unter Druck geraten sind. Nur so könnten langfristig das Vertrauen und der Frieden zwischen Staaten aufrechterhalten werden.
Über Sonderausgaben des Munich Security Report
Die Sonderausgaben des Munich Security Report komplementieren den jährlich im Februar erscheinenden Munich Security Report und widmen sich jeweils einem bedeutenden und aktuellen Thema der internationalen Außen- und Sicherheitspolitik.
Die vorliegende, auf Deutsch und Englisch erschienene Sonderausgabe „Polypandemie“ zu Entwicklung, Fragilität und Konflikt in der Covid-19-Ära ist – nach der Sonderausgabe „Zeitenwende | Wendezeiten“ zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik – die zweite Veröffentlichung dieser Publikationsreihe, der zukünftig weitere Sonderausgaben folgen werden.
Über Gesundheitssicherheit
Die MSC hat sich bereits frühzeitig mit der Gefahr auseinandergesetzt, dass sich Herausforderungen in lokalen Gesundheitssystemen zu globalen Krisen entwickeln können. Um Maßnahmen auf internationaler Ebene zu fördern, wurde gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bill & Melinda Gates Foundation, dem Wellcome Trust, Johnson & Johnson, Merck und anderen, der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsbehörden, NGOs, sicherheitspolitischen Expertinnen und Experten, dem Privatsektor und weiteren Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern vorangetrieben. Im Rahmen ihrer Human Security Series hat die MSC seit 2016 regelmäßig Veranstaltungen und Konferenzen zu Gesundheitsthemen organisiert. Darüber hinaus ist Health Security auch ein integraler Bestandteil der jährlichen Konferenz in München und der MSC Core Group Meetings. Zusätzlich widmet sich auch der einmal im Jahr erscheinende Munich Security Report immer wieder dem Thema Health Security.