Veranstaltungsbericht

Munich Young Leaders Alumni trafen sich in Tallinn zum jährlichen Treffen des Netzwerks

Vom 1. bis 3. September 2022 fand das jährliche Treffen der Alumni der Munich Young Leaders (MYL), einem Programm der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) und der Körber-Stiftung, in Tallinn statt. Nach drei Jahren Pause aufgrund der Covid-19-Pandemie kamen die Alumni wieder zusammen, um sich innerhalb des Netzwerks sowie mit renommierten ExpertInnen und hochrangigen EntscheidungsträgerInnen zu aktuellen außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen auszutauschen.

Vom 1. bis 3. September 2022 trafen sich rund 50 Munich Young Leaders – Alumni und Mitglieder der aktuellen Kohorte 2022 – in Tallinn. Das offizielle Programm des jährlichen Treffens begann mit einem Willkommensempfang in der Residenz der deutschen Botschafterin in Estland, bei dem der Ständige Vertreter Mario Sauder, der MSC-Vorsitzende Botschafter Christoph Heusgen und Nora Müller, Leiterin des Bereichs Internationale Politik und des Hauptstadtbüros der Körber-Stiftung, die Young Leaders begrüßten.  

In ihrer Eröffnungsrede bekräftigten Botschafter Heusgen und Frau Müller das Engagement des MSC und der Körber-Stiftung, einen generationenübergreifenden Austausch in der Außen- und Sicherheitspolitik durch den Dialog zwischen jungen Führungskräften und erfahrenen EntscheidungsträgerInnen zu fördern. Darüber hinaus betonten sie die Stärke des Netzwerks, gerade in schwierigen Zeiten exzellente junge Köpfe mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen und wiesen auf die vielfältigen Auswirkungen des russischen Einmarsches in der Ukraine auf die Mitglieder des Netzwerks seit dem 24. Februar 2022 hin.

Diskussionsrunden im Riigikogu: Europäische Sicherheit und Energie Sicherheit 

Am zweiten Tage des Jahrestreffens, dem 2. September, besuchten die MYL den Riigikogu, das estnische Parlament, und nahmen an mehreren Diskussionsrunden teil. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas war Eröffnungsrednerin und diskutierte mit der Gruppe über die europäische Sicherheit und Estlands Rolle als wichtiger Partner der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Sie erinnerte die MYL daran, dass „Russland daran interessiert ist, uns zu spalten, nicht nur die europäischen Länder, sondern auch unsere Gesellschaften“, und betonte die Bedeutung der Einheit der EU, denn „die Einheit Europas war eine negative Überraschung für Russland“. In ihrem Gespräch mit den MYL forderte sie die Teilnehmenden auf, nicht nur den konventionellen Krieg zu betrachten, sondern darüber hinaus: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch einen hybriden Krieg, einen Cyberkrieg und einen Informationskrieg gibt, die gleichzeitig stattfinden. (...) Informationen werden als Waffe eingesetzt, um Hass und Spaltung zu schüren.“

Das Programm wurde mit einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Facing New Realities: The Current State of European Security“ fortgesetzt. Marko Mihkelson, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des estnischen Parlaments, diskutierte mit ausgewählten Munich Young Leaders über Europas Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie dessen kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die europäische Sicherheitsarchitektur.

Die zweite Podiumsdiskussion im Riigikogu beleuchtete die europäische Energiesicherheit, insbesondere mit Blick auf den kommenden schwierigen Winter für Europa. Das Podium bestand ausschließlich aus MYL-ExpertInnen und befasste sich vor allem mit den Herausforderungen für die europäische Energieinfrastruktur sowie den Auswirkungen von Europas Abkehr von russischen fossilen Brennstoffen für den globalen Energiemarkt. Darüber hinaus blickten die Podiumsteilnehmer in der Debatte auch auf die Notwenigkeit zur Erreichung der internationalen Klimazeile und die internationalen Anstrengungen zur Förderung der Energiewende.

Diskussion: „Battle of the Bits: Improving International Cooperation on Cyber Security“

Nach einem Walk & Talk durch die mittelalterliche Altstadt Tallinns, den die Münchner Young Leaders zu informellen Gesprächen und zur Erkundung der Hansestadt nutzten, fand später am Tag eine Podiumsdiskussion im Vabamu Museum of Occupations statt. Unter dem Titel „Battle of the Bits: Improving International Cooperation on Cyber Security“ diskutierten die ehemalige Präsidentin Estlands, Kersti Kaljulaid, und mehrere MYLs über die Rolle von Cyberangriffen im russischen Krieg gegen die Ukraine und die Notwendigkeit einer engeren internationalen Zusammenarbeit im Bereich Technologie und Cybersicherheit. Nicht der technologische Fortschritt, sondern die Tatsache, dass sich das internationale Rechtssystem nicht schnell genug an die neuen Technologien anpasste, führten zu immer mehr Risiken. Weiterführende kollektive Maßnahmen über die Staatsgrenzen hinweg seien erforderlich, da einzelne Länder zumeist nur von Fall zu Fall und ad hoc handelten. Darüber hinaus wurden die Gefahren durch Hate Speech im Internet - insbesondere gegen Frauen -, die Einmischung von Staaten in digitalen Territorien anderer Nationen und die Notwendigkeit, die breite Bevölkerung noch stärker für Cybersecurity Fragen zu sensibilisieren, diskutiert.

Exkursion zur Tapa Militärbasis: NATO Ostflanke

Am letzten Tag des Jahrestreffens der Munich Young Leaders unternahm die Gruppe eine Exkursion nach Tapa, zum größten Militärstützpunkt Estlands, um mit VertreterInnen des estnischen Militärs sowie mit Streitkräften der NATO Enhanced Forward Presence zu sprechen. Neben der Besichtigung des Militärstützpunktes und dem Treffen mit SoldatInnen gab es auch eine Diskussion über die Abschreckung und Sicherung der NATO Ostflanke, an der neben ausgewählten MYL auch Kristjan Mäe, Direktor der politischen Planung im estnischen Verteidigungsministerium, teilnahm. Die Diskussion wurde durch praktische Einblicke des Brigadekommandeurs der estnischen Streitkräfte auf dem Militärstützpunkt Tapa ergänzt.