

MSC richtet einen hochrangigen Roundtable zu Energie- und Klimasicherheit in Stavanger aus
Inmitten beispielloser Umbrüche in der europäischen Energieversorgung veranstaltete die Münchner Sicherheitskonferenz gemeinsam mit der Offshore Northern Seas Foundation einen Roundtable, um die russische Invasion in der Ukraine und deren Auswirkung auf die Energiewende zu diskutieren. Die Veranstaltung brachte wichtige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus der transatlantischen Gemeinschaft und dem globalen Süden mit führenden Vertretern aus der Industrie und der Zivilgesellschaft zusammen.
Am 28. August 2022 veranstaltete die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) gemeinsam mit der Offshore Northern Seas (ONS) Foundation einen hochrangigen Roundtable zu Energiesicherheit in Stavanger, Norwegen. Am Vorabend der alle zwei Jahre stattfindenden ONS Conference, einem der weltweit größten Treffen der Energieindustrie, brachte die Veranstaltung etwa 40 wichtige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger unter dem gemeinsamen Vorsitz des Stellvertretenden Vorsitzenden der MSC, Botschafter Boris Ruge, und des ONS-Präsidenten, Leif Johan Sevland, zusammen. Der Krieg in der Ukraine, zusammen mit den immer sichtbareren Auswirkungen des Klimawandels, bot einen besonders dramatischen und hochaktuellen Hintergrund für die Diskussionen. Viele der Handlungsempfehlungen, die während der Veranstaltung identifiziert wurden, sind in die sogenannte „Transatlantische To-do-Liste“ aufgenommen worden. Diese hat die MSC bei ihrem Munich Leaders Meeting im Mai 2022 in Washington, DC initiiert.
Schwarze Schwäne oder Graue Nashörner? Die europäische Energiesicherheit unter Druck
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmten überein, dass die Bereitschaft der russischen Regierung, die Abhängigkeiten Europas als Waffe zu verwenden, nicht hätten überraschen dürfen. Im Gegenteil seien die Anzeichen dafür lange und klar sichtbar gewesen. Die Fehleinschätzungen der Vergangenheit hätten die EU als Ganzes, wie auch viele einzelne Mitgliedstaaten, nun in eine schwierige Lage gebracht. Die Diskussionen konzentrierten sich jedoch vor allem auf den Blick nach vorne und so rückten mögliche Strategien in den Fokus, den kurzfristigen Versorgungsengpässen zu entkommen ohne langfristige Ziele und Verbindlichkeiten aus den Augen zu verlieren. Dem Motto der diesjährigen ONS Conference entsprechend, betonten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Notwendigkeit des Wiederaufbaus von „Vertrauen“ in das System, indem Abhängigkeiten abgebaut, die Auswirkungen künftiger Schocks reduziert und weiter auf die Klimaziele hingearbeitet werden solle. Besonders zentral sei aber die offene Kommunikation der vielen politischen Herausforderungen und Dilemmata, mit denen sich Entscheidungsträgerinnen und – träger derzeit konfrontiert sähen.
Energiesicherheit vs. Klimasicherheit vs. alles andere
Oft wird von einem (scheinbar) unvermeidbaren Zielkonflikt zwischen der Gewährleistung von Energiesicherheit und dem Kampf gegen den Klimawandel gesprochen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Roundtables betonten jedoch die Schwächen solcher Argumente und forderten stattdessen, die beiden Herausforderungen gemeinsam anzugehen und nicht gegeneinander auszuspielen. Sorgen bereiteten den Gästen insbesondere eine drohende Erosion der breiten gesellschaftlichen Zustimmung zur Energiewende und der dafür notwendigen grünen Transformation durch zunehmende Desinformationskampagnen illiberaler Akteure und die populistische Ausnutzung individueller Ängste.
Den Grünen Wandel steuern und beschleunigen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammelten Empfehlungen zur Erreichung der Klimaziele, die den Erhalt von Wohlstand, gesellschaftlichem Zusammenhalt oder der nationalen Sicherheit nicht gefährden würden. Dazu gehörten insbesondere Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit neuer Technologien und grüner Alternativen, wie die Reduzierung von Investmentrisiken und die Beschleunigung von Zulassungsverfahren. Auch wurde betont, wie wichtig es sei, Netzwerkstabilität und Flächenverfügbarkeit zu priorisieren und die Entbürokratisierung auf allen Ebenen voranzutreiben. Allgemeine Zustimmung fand aber insbesondere die Einsicht, dass die erfolgreiche Umsetzung der identifizierten Ziele und Maßnahmen maßgeblich von dem Finden einer gemeinsamen Narrative mit dem Globalen Süden und der weltweiten Synchronisierung aller Bemühungen abhängt.