

Stillstand bedeutet Rückschritt: MSC veranstaltet Cybersecurity-Roundtable in Brüssel
Am 16. Oktober 2024 veranstaltete die Münchner Sicherheitskonferenz einen Roundtable zum Thema Cybersecurity in der Association de la Noblesse du Royaume de Belgique in Brüssel. In zwei Sitzungen diskutierten hochrangige Teilnehmer über die Regulierung von KI sowie über Entwicklungen im Bereich der Cybersicherheit. Abgerundet wurde der Tag durch eine Night Cap zum Thema technische Souveränität und Innovation.
Zu Beginn der neuen Legislaturperiode der EU gibt es weiterhin Herausforderungen: Cyber-Bedrohungen nehmen zu, Technologie-Lieferketten werden zunehmend Schauplatz der Großmachtrivalität zwischen den USA und China, und künstliche Intelligenz bringt neue Chancen, aber auch Risiken für den Cyber-Bereich mit sich. Vor diesem Hintergrund kamen mehr als 30 Experten und Expertinnen von Regierungen, aus der Technologiebranche und aus Think Tanks zusammen, um zu diskutieren, wie die EU durch die Regulierung neuer Technologien Sicherheit gewährleisten und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft erhalten kann.
Alle Augen auf KI: Die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen und sicheren künstlichen Intelligenz (KI) in Europa
Die erste Sitzung konzentrierte sich auf neue Entwicklungen im Bereich der KI und ihre geopolitischen Auswirkungen. Die Teilnehmer betonten, dass KI sowohl Gutes bewirken als auch Bedrohungen verstärken kann. Dieser doppelte Charakter der Technologie erklärt ihre Macht, erhöht aber auch die Anforderungen an die richtige Regulierung. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die bestehenden EU-Rechtsvorschriften im Bereich von KI ausreichend seien und dass sich die EU eher auf die Umsetzung der bestehenden Vorschriften konzentrieren sollte anstatt in naher Zukunft weiter neue Gesetze zu KI einzuführen. Dabei ist es wichtig, innovative Unternehmen zu skalieren und sie zu Champions auf dem europäischen Markt zu machen. Die Teilnehmer beklagten jedoch, dass sich die EU dabei zu oft selbst im Weg stehe, wenn sich die Mitgliedstaaten zu sehr auf ihre eigenen Vorteile konzentrierten oder die Wettbewerbsfähigkeit gegen - statt mit - den transatlantischen Partnern denken. In einer Zeit des Großmachtwettbewerbs, in der revisionistische Akteure zunehmend zusammenarbeiten, um die internationale Ordnung on- und offline zu untergraben, sollten die EU und die USA sowie Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks ihre Stärken gemeinsam nutzen, anstatt sich gegeneinander zu wenden.
Zero-Decade Exploits: Europäische Cybersicherheit für das digitale Jahrzehnt
Die zweite Sitzung baute auf der Diskussion über KI auf, verknüpfte sie jedoch mit dem umfassenderen Thema der Cybersicherheit. Die Teilnehmer betonten die Intensität des aktuellen technologischen Wettlaufs, bei dem Länder zunehmend um den Zugang zu Daten und den Zugang zu technologischer Infrastruktur konkurrieren. Die Diskutierenden riefen die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, die Bedrohung ernst zu nehmen und sich stärker für den Schutz des geistigen Eigentums und kritischer Infrastrukturen einzusetzen. Die Teilnehmer warnten, dass Länder und Unternehmen oft erst dann von einer Mentalität, in der Cybersicherheit ein „Nice-to-have“ ist, zu einem „Must-have“ übergehen, wenn massive externe Schocks erhebliche Schäden verursachen. Selbst wenn dieser Mentalitätswandel vollzogen ist, kann es jedoch Jahre dauern, bis eine starke und effektive Cyberabwehr aufgebaut ist. Um diesen Prozess zu beschleunigen, betonten die Teilnehmer die zentrale Bedeutung von öffentlich-privaten Partnerschaften, da Unternehmen in der Regel agiler und flexibler sind als Regierungen. Insgesamt zeigten sich die Teilnehmer besorgt darüber, dass Europa im technologischen Wettlauf bereits ins Hintertreffen geraten ist und dass drastische Maßnahmen erforderlich sind, wenn Europa aufholen will.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussionen diskutierten die Teilnehmer bei einem Abendessen über die Art und Weise, wie die Ukraine technologische Innovation auf dem Schlachtfeld einsetzt und ob dies eine Revolution in militärischen Angelegenheiten darstellt. Abgerundet wurde der Abend durch eine Night Cap, die zusammen mit dem Council on the Future organisiert wurde. Dabei ginge es um spezifische Hindernisse für die europäische Wettbewerbsfähigkeit und darum, wie das Vertrauen in den technologischen Fortschritt wiederhergestellt werden kann. Es wurde deutlich, dass die EU vor allem die Ziele festsetzen sollte, die sie erreichen will, aber weniger den Weg dorthin vorschreiben darf.