Veranstaltungsbericht

MSC @ COP28

Die MSC organisierte vier Veranstaltungen unter dem Motto „Forging Ahead: Towards a Safer Climate“ am Rande der COP28 in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, am 1. und 2. Dezember 2023.

Da der Klimawandel die Sicherheitsrisiken auf der ganzen Welt verschärft, sind offene, sektorübergreifende Diskussionen darüber, wie Zusammenarbeit gefördert und Maßnahmen ermöglicht werden können, dringend erforderlich. Aufbauend auf den MSC-Diskussionen auf der COP26 in Glasgow und der COP27 in Sharm El-Sheikh sind die Veranstaltungen auf der COP28 Teil des MSC Sustainability Program, in dem die Verknüpfung von Klima und Sicherheit eine zentrale Rolle spielt.

Climate Security Moment: Assuming Joint Leadership and Aligning Priorities

Die MSC eröffnete die diesjährigen COP-Veranstaltungen am 1. Dezember mit einem zweiteiligen hochrangigen Segment in Zusammenarbeit mit dem COP-Vorsitz, den Vereinigten Arabischen Emiraten. In einer Podiumsdiskussion kamen Entscheidungsträger:innen zusammen, um den Zusammenhang zwischen Klima und Sicherheit zu unterstreichen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Zu Beginn hob UNEP-Direktorin Inger Andersen hervor, wie sehr die Welt immer noch hinter den Klimazielen zurückbleibe, was Folgen für die gesamte Welt habe. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte anschließend, dass der Klimawandel als Bedrohungsmultiplikator wirke und zugleich die Bekämpfung des Klimawandels durch Konflikte erschwert würde. Die Wahrung des Friedens und Klimaschutzmaßnahmen müssen daher Hand in Hand gehen. Dieser Punkt wurde von der isländischen Premierministerin Katrín Jakobsdóttir unterstrichen, die eine höhere Klimafinanzierung forderte, und von der deutschen Klimabeauftragten Jennifer Morgan bekräftigt, die argumentierte, dass "jeder Dollar, der in den Klimaschutz investiert wird, auch ein Dollar ist, der in den Frieden investiert wird." Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas wies auf die Risiken des Ökozids und des Einsatzes von Energie als Kriegswaffe hin und betonte damit eine weitere Sicherheitsdimension. John Kerry, der US-Klimabeauftragte, schloss die Runde, indem er betonte, dass es „keine Diskussion über die Klimakrise geben sollte, ohne die sicherheitspolitischen Implikationen anzusprechen“.

Im Anschluss an diese öffentlichen Statements fand ein vertraulicher Roundtable mit Vertreter:innen aus den Bereichen Diplomatie, Verteidigung, Entwicklung und Friedenssicherung statt, um zu erörtern, wie Prioritäten aufeinander abgestimmt und die Zusammenhänge zwischen Klima und Sicherheit angegangen werden können. Die Teilnehmenden berichteten, wie sie klimabedingte Sicherheitsrisiken in ihren jeweiligen Fachgebieten wahrnehmen, und betonten die Notwendigkeit, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Ein Aspekt war dabei die Verbesserung der Kapazitäten zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks von Friedenseinsätzen. Ein weiterer Vorschlag, den es noch zu operationalisieren gilt, war die Verknüpfung von Klima-, humanitärer und sicherheitsbezogener Finanzierungsmittel, um eine größere Wirksamkeit und breitere Unterstützung zu erreichen. Die Teilnehmenden betonten, wie wichtig es sei, dass solche Investitionen die schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen erreichten. 16 der 25 durch den Klimawandel am stärksten betroffenen Länder haben ebenfalls mit Konflikten zu kämpfen, die sie oft von den dringend benötigten offiziellen Klimafinanzierungskanälen abschneiden. Das Horn von Afrika wurde mehrfach als besonders fragile Region genannt, in der die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark zu spüren sind und bestehende Fragilität und Instabilität zu verstärken drohen. Ein weiteres Beispiel war der Ausbruch von Gewalt im Libanon im Zusammenhang mit Wasserquellen in Bergregionen. Die Diskussionen verdeutlichten, wie wichtig es ist, eine Klimasicherheitsperspektive in alle Ebenen der Außenpolitik zu integrieren.

Diese Diskussion können Sie hier nochmal in voller Länge sehen:

In the Eye of the Storm: Climate Action in Times of Geopolitical Tensions

Die Diskussion dieser Abendveranstaltung konzentrierte sich auf die Möglichkeiten der Klimazusammenarbeit trotz geopolitischer Hindernisse, wachsender Spannungen und Konflikten in vielen Weltregionen. Die harschen Auswirkungen des Klimawandels sind überall zu spüren, insbesondere in den ärmeren Ländern, die unverhältnismäßig stark betroffen sind. Ein:e Diskussionsteilnehmer:in betonte, wie wichtig es sei, dass keine Ermüdung in der multilateralen Zusammenarbeit einsetze. Die Diskussion warf ein Schlaglicht auf die klimabedingte Migration und Vertreibung, die erheblich zunehmen wird, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Ein kontroverser Punkt war die Frage, ob Migration als Mittel zur Klimaanpassung dienen kann oder ob der Schwerpunkt darauf liegen sollte, Lösungen für Menschen vor Ort  zu finden.

Dried Up: Strengthening Resilience of Food Systems in Light of Climate Change

Am Morgen des 2. Dezember lud die MSC zu einer Diskussion darüber ein, wie die Widerstandsfähigkeit von Ernährungssystemen gestärkt werden kann. Die Fragilität der Nahrungsmittelversorgung wird durch den Klimawandel weiter verschärft und stellt eine große Bedrohung für das Leben und die Existenzgrundlage vieler Menschen dar. Extreme Wetterereignisse und klimabedingte Katastrophen führen zu Ernteausfällen und unterbrechen die Versorgungsketten für Nahrungsmittel. Die miteinander verknüpften Herausforderungen von Klimas, Ernährungsunsicherheit und Lieferketten treffen oft die Länder am härtesten, die bereits mit einer wachsenden Schuldenlast oder Konflikten zu kämpfen haben, was ihre Vulnerabilität weiter erhöht und wenig Spielraum für den Aufbau von Resilienz lässt. Nisreen Elsaim, eine Klimaaktivistin aus dem Sudan, wies darauf hin, dass in ihrem Land viele Versuche Ernährungssysteme zu verbessern durch die Gefahren des Klimawandels behindert würden. Cindy McCain, Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), betonte, dass Frühwarnsysteme und Versicherungen gegen Klimarisiken großflächig zur Verfügung gestellt werden müssten, um diesen Vulnerabilitäten entgegen zu wirken. Wie Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der deutschen Grünen, es ausdrückte: "Wenn die Krisen miteinander verknüpft sind und die Lösungen nicht, wird es uns nur noch härter treffen." Die Diskutierenden räumten jedoch auch ein, dass es schwierig sei, zwischen kurzfristigen und langfristigen Lösungen abzuwägen, wobei es notwendig sei, in beides stark zu investieren. Ein:e Diskussionsteilnehmer:in schlug vor, dass eine weitere Hervorhebung des Risikos der Ernährungsunsicherheit für die soziale Stabilität und Sicherheit dazu beitragen könne, das Thema höher auf die Tagesordnung zu heben.

Diese Diskussion können Sie hier nochmal in voller Länge sehen:

Winds of Change: The Geopolitics of the Energy Transition

Um die Debatte über eines der umstrittensten Themen der COP28 voranzutreiben, veranstaltete der MSC gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Ernst & Young (EY) eine vertrauliche Diskussionsrunde beim Mittagessen, die sich insbesondere mit dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen befasste. Die Teilnehmenden wiesen auf die Problematik der in vielen Ländern noch bestehenden Subventionen für fossile Brennstoffe hin und waren sich einig, dass es nicht ausreiche, wenn die Regierungen Pläne für den Ausbau grüner Energie entwickelten, sondern dass sie auch konkretisieren müssten, wie der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingen solle. Dazu gehört auch die schwierige Frage, wessen fossile Brennstoffe länger auf dem Markt bleiben dürfen und ob die Bepreisung von CO2 einen Weg bietet, erneuerbare Energien wettbewerbsfähig zu machen. Im Mittelpunkt dieser Debatte stand das angespannte Verhältnis zwischen reichen und armen Ländern. Viele der letzteren wollen ihre fossilen Brennstoffe für ihre wirtschaftliche Entwicklung nutzen, so wie es die ersteren seit Jahrzehnten getan haben. Das Bereitstellen attraktiver Alternativen und die technologische Zusammenarbeit werden daher entscheidend sein, um eine gerechte Energiewende für alle zu ermöglichen. 

Zwei Tage intensiver Diskussionen (Eventüberblick) verdeutlichten die komplexen Zusammenhänge zwischen Klima und Sicherheit. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass eine Sicherheitsperspektive in Klimamaßnahmen integriert und die Auswirkungen des Klimawandels in allen Aspekten der Außen- und Sicherheitspolitik stärker berücksichtigt werden müssen. Die COP28 war ein wichtiger Ort, um verschiedene Akteure und Sektoren zusammenzubringen, um Prioritäten abzustimmen und gemeinsames Handeln zu ermöglichen. Die MSC wird auch weiterhin eine wichtige Plattform für die Debatte über klimabedingte Sicherheitsbedrohungen und mögliche Ansatzpunkte für die Zusammenarbeit sein, unter anderem auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2024 und auf der COP29.