Horn of Dilemmas

Auf dem Weg zu einer transatlantischen To-Do Liste für das Horn von Afrika

Das Horn von Afrika ist in Aufruhr. Die Krisen in Äthiopien und im Sudan senden Schockwellen durch die gesamte Region – mit direkten Auswirkungen auf europäische und amerikanische Interessen. Obwohl die Afrikanische Union bei der Bewältigung dieser Herausforderungen federführend ist, müssen sich die transatlantischen Partner eng abstimmen und ihren Teil zur Bewältigung der Krisen in der erweiterten Nachbarschaft Europas beitragen.

Bei der MSC Special Edition im Februar 2021 trafen sich führende PolitikerInnen, um gemeinsam ein neues Kapitel der transatlantischen Beziehungen sowie der multilateralen Zusammenarbeit aufzuschlagen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte fest: "Das Verhältnis zu Afrika ist […] von so strategischer Bedeutung, dass es auch ein wichtiges Thema in der transatlantischen Diskussion sein sollte." Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen in einem der regionalen Konfliktherde Afrikas – dem Horn von Afrika – müssen die transatlantischen Partner diesen Aufruf nun beherzigen.

Am Horn von Afrika liegen Hoffnung und Herausforderung dicht beieinander. Es ist ein Ort, an dem eine junge Generation für Demokratie kämpft; es ist eine Arena, in der regionale und globale Mächte um Einfluss ringen; und es ist auch eine Region, in der Konflikte die Grundpfeiler staatlicher Ordnung bedrohen. Nach 30 Jahren autoritärer Herrschaft begannen 2018 und 2019 in Äthiopien und dem Sudan zwei Demokratisierungsprozesse, die sich jedoch drei Jahre später bereits mit starkem Gegenwind konfrontiert sehen. Der Krieg in Äthiopien, die entgleiste demokratische Transition im Sudan, der eskalierende Grenzstreit zwischen diesen beiden Nachbarn sowie der Konflikt um das Nilwasser zwischen Ägypten, Äthiopien und dem Sudan sind nur ein Teil der komplexen Konfliktlandschaft am Horn von Afrika.

Im Angesicht dieser Entwicklungen ist es notwendig, dass Europa und die Vereinigten Staaten ein tieferes Verständnis für die Konflikte am Horn von Afrika entwickeln Ansatzpunkte für komplizierten Dilemmata der Region entwickelt. Am Horn von Afrika sind Europa und die USA mit zwei Tatsachen konfrontiert: Erstens berühren die Konfliktdynamiken in der Region ihre ureigenen Interessen an der Freiheit der Seewege, Frieden, Sicherheit, guter Regierungsführung und geregelter Migration. Dabei ist Europa deutlich exponierter gegenüber den Auswirkungen der Krisen am Horn von Afrika als sein transatlantischer Partner. Zweitens sind Europa und die USA nicht die einzigen externen Akteure, deren Interessen am Horn von Afrika auf dem Spiel stehen. Vielmehr steht die Region im Zentrum eines intensiven geopolitischen Wettbewerbs. Ein eng zwischen den transatlantischen Partnern abgestimmtes Vorgehen ist daher unerlässlich, um einer weiteren Eskalation der Konflikte in der Region entgegenzuwirken.

Munich Security Brief | Horn of Dilemmas

Bibliographische Daten: Luca Miehe, „Horn of Dilemmas: Toward a Transatlantic To-Do List for the Horn of Africa,“ München: Münchner Sicherheitskonferenz, Munich Security Brief 4, Dezember 2021, https://doi.org/10.47342/XXEB4946.

Die Munich Security Briefs

Mit den Munich Security Briefs möchte die MSC einen Beitrag zu aktuellen Debatten über ein bestimmtes Thema im breiten Spektrum der internationalen Sicherheit leisten. Die Briefs, deutlich kürzer gehalten als der Munich Security Report, liefern einen Überblick über ein spezifisches Thema oder eine Nachlese einer MSC-Veranstaltung und analysieren politische Bedeutung und strategische Implikationen. Die Briefs geben in der Regel die Auffassung ihrer AutorInnen wieder, nicht notwendigerweise die der Münchner Sicherheitskonferenz.

Dieser Munich Security Brief ist Teil der MSC-Kampagne Road to Munich, die darauf abzielt, wichtige Wegmarken auf der Agenda für eine Erneuerung der transatlantischen Zusammenarbeit hervorzuheben. Der Munich Security Brief basiert auf der seit Dezember 2020 stattfindenden MSC Roundtable Reihe zum Horn von Afrika. Die Münchner Sicherheitskonferenz dankt dem Auswärtigen Amt, dass es diesen Bericht möglich gemacht hat.

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