Zeitenwende for the G7

Einblicke aus der G7-Sonderausgabe des Munich Security Index

Der russische Überfall auf die Ukraine hat die bereits mit zahlreichen drängenden Herausforderungen gefüllte Agenda der deutschen G7-Präsidentschaft gründlich durcheinandergeworfen. Wie neue Umfragedaten zeigen, die für eine G7-Sonderausgabe des Munich Security Index erhoben wurden, ist Deutschland aber nicht das einzige Land, in dem Moskaus Krieg als "Zeitenwende" empfunden wird – als historischer Wendepunkt, mit dem traditionelle Sicherheitsrisiken wieder in den Fokus rücken. Auch die Gesellschaften der anderen G7-Staaten empfinden den russischen Angriffskrieg als Zäsur.

Vor dem Hintergrund des G7-Gipfels in Schloss Elmau zeigt eine Sonderausgabe des Munich Security Index, die von der MSC in Zusammenarbeit mit Kekst CNC erstellt wurde, dass der Krieg in der Ukraine die Risikowahrnehmung der Bevölkerungen in den G7-Staaten radikal verändert hat. Die russische Invasion hat eine tiefgreifende Neubewertung der Bedrohungslage durch Moskau – und zu einem gewissen Grad durch Peking – verursacht sowie klassische Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit Verteidigung und Abschreckung wieder stark in den Fokus gerückt.

Die deutlichste Antwort auf diese neue Bedrohungslage, so argumentiert ein neuer Munich Security Brief, kam von Gruppierungen demokratischer Staaten, allen voran der G7. Auf Russlands Angriffskrieg haben die Demokratien der Welt entschieden reagiert – und finden dafür, so zeigen die Umfragedaten, unter ihren Bevölkerungen großen Zuspruch. Mit Blick auf die zahlreichen anderen sicherheitspolitischen Herausforderungen, die die Agenda des G7-Gipfels bestücken, haben gleichgesinnte Demokratien allerdings bislang nicht die gleiche Ge- und Entschlossenheit gezeigt. Dies steht im Kontrast dazu, dass nicht-traditionelle Sicherheitsrisiken auch im Angesicht von Angriffskriegen keineswegs an Bedeutung verlieren. Auch aus Sicht der Befragten in den G7-Staaten stellen der Klimawandel, wachsende Ungleichheit und andere Bedrohungen weiterhin ernste Risiken dar.

Vor diesem Hintergrund sehen sich die G7 und gleichgesinnte Partner mit einem deutlich anspruchsvolleren Sicherheitsumfeld konfrontiert – einem Umfeld, das von ihnen einerseits verlangt, wertebasierte Kooperationsformate zu stärken, um den gewachsenen revisionistischen Bestrebungen autokratischer Staaten effektiv zu begegnen; das es andererseits aber auch zwingend notwendig macht, stärker auf jene Länder zuzugehen, die liberal-demokratische Werte nicht notwendigerweise teilen, ohne deren Mitwirken globale Herausforderungen aber nicht zu bewältigen sind. Auf ihrem Gipfeltreffen muss die G7 deshalb zeigen, wie sie die Anforderungen der "Zeitenwende" mit der Notwendigkeit in Einklang bringen will, globale Probleme zu lösen und dafür eine Vielzahl von Staaten aktiv einzubinden.

Der neue Munich Security Brief wurde mit Mitteln des Presse- und Informationsamt der Bundesregierung gefördert. Die Münchner Sicherheitskonferenz bedankt sich für die großzügige Unterstützung.

Bibliographische Daten: Tobias Bunde und Sophie Eisentraut, „Zeitenwende for the G7: Insights From the Munich Security Index Special G7 Edition“, München: Münchner Sicherheitskonferenz, Munich Security Brief 3, Juni 2022, https://doi.org/10.47342/JDIE4364.

Zeitenwende for the G7 | Einblicke aus der G7-Sonderausgabe des Munich Security Index (PDF) - 7 MB

Die Munich Security Briefs

Mit den Munich Security Briefs möchte die MSC einen Beitrag zu aktuellen Debatten über ein bestimmtes Thema im breiten Spektrum der internationalen Sicherheit leisten. Die Briefs, deutlich kürzer gehalten als der Munich Security Report, liefern einen Überblick über ein spezifisches Thema oder eine Nachlese einer MSC-Veranstaltung und analysieren politische Bedeutung und strategische Implikationen. Die Briefs geben in der Regel die Auffassung ihrer AutorInnen wieder, nicht notwendigerweise die der Münchner Sicherheitskonferenz.

Weiteres Material zum Munich Security Brief

Abbildungen (Munich Security Index Sonderausgabe) (3,08 MB)

Errata (533 KB)

Appendix (451 KB) für einen Artikel von Tobias Bunde und Tom Lubbock in der Washington Post (Monkey Cage).

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